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Euscorpius alpha (Caporiacco, 1950) und Euscorpius italicus (Herbst, 1800) im Habitat (südliches Tessin)


Im Juni 2011 war ich einige Tage im südlichen Tessin und habe Euscorpius alpha und E. italicus gesucht. Von verschiedenen Stellen hatte ich vorher gehört, dass die Bestände seit einigen Jahren stark rückläufig sind (BRAUNWALDER, STEG 2011, pers. Mttlg.), im Zielgebiet fand ich jedoch innerhalb weniger Minuten die ersten E. alpha.

Adultes Weibchen von Euscorpius alpha

Auch im weiteren Verlauf meiner Suche fand ich an jedem geeignet scheinenden Ort diverse Tiere beider Arten. Entweder das von mir besuchte Gebiet war noch nicht von schrumpfenden Beständen betroffen oder die Tiere kamen früher tatsächlich in noch größerer Dichte vor, als ich sie vorfand.
Was neben Pestiziden unter anderem ein Grund für mögliche Bestandsverringerung sein könnte, sind verputzte Trockensteinmauern. Während diese mit ihren Spalten und Ritzen ein ideales Habitat für die Tiere bieten, werden sie gerade in der Nähe von Ortschaften zunehmend mit Mörtel zugespachtelt, womit der Lebensraum verloren geht.
Von dieser Art der Habitatsvernichtung ist E. italicus meiner Ansicht nach stärker als E. alpha betroffen, da ersterer eher in der unmittelbaren Umgebung von Ortschaften vorkommt.

Adultes Männchen von Euscorpius italicus

Prinzipiell sind sich die Lebensräume der beiden Arten sehr ähnlich, E. italicus bevorzugt jedoch sonnenexponiertere, trockenere Lagen als E. alpha, den man eher in bewaldeten, feuchteren Gebieten findet. So kam es zum Beispiel an mehreren Stellen vor, dass eine Mauer im Wald begann und dort ausschließlich E. alpha zu finden waren, sobald die Mauer jedoch aus dem schattigen Waldbereich herausragt und sich die Bedingungen damit ändern, waren nur noch E. italicus anzutreffen.
Eine Zone, in der beide Arten gemischt vorkamen, ließ sich hierbei nicht finden. Zwischen den Exemplaren von E. alpha und E. italicus lagen in solchen Übergangszonen immer mindestens 2-3 Meter.
Die Tagestemperaturen im Habitat schwankten während meiner Anwesenheit (Anmerkung: da ich nur einige Tage vor Ort war, lassen diese Angaben wenig bis keine Schlüsse auf Haltungsbedingungen zu) zwischen um die 27°-18°C tagsüber und ~20°-15°C in der Nacht. Die Temperaturspitzen waren hierbei eher im E. italicus-Habitat zu finden, während es im Wald bei E. alpha etwas kühler war.
In den Verstecken innerhalb der Mauer habe ich Temperaturen zwischen 18-20°C tagsüber und 17°-14°C nachts gemessen. Auch hier waren die Refugien von E. alpha stets etwas kühler als die von E. italicus. Durch die schattige Lage im Wald bzw. am Waldrand (teilweise auch direkt an Bächen) ist das Umfeld von E. alpha immer feuchter als das von E. italicus.
Als mögliche Prädatoren wurden in den Habitaten neben diversen Spinnen (ich fand einige Spinnenetze mit Resten von Skorpionen) u.a. Mauereidechsen (Podarcis muralis) und Smaragdeidechsen (Lacerta bilineata) gefunden, wobei sicher auch Hauskatzen und diverse Nattern sowie andere Räuber zur Liste der natürlichen Feinde gehören. Mögliche Futtertiere waren diverse Arten von Heuschrecken und Grillen, Schnecken, Asseln, Schaben und Felsenspringer (Lepismachilis y-notata).
Außerdem lässt sich noch sagen, dass der Zeitraum Mitte/Ende Juli- Anfang August wohl die Wurfzeit ist, da ich fast ausschließlich Weibchen am Ende der Trächtigkeit oder bereits mit Nachwuchs auf dem Rücken vorfand. Im Gesamtbild war die Fundquote von weiblichen Tieren höher als die von Männlichen, vor allem bei E. alpha.

Habitatfotos Euscorpius alpha




Habitatfotos Euscorpius italicus




H. Wehner, verfasst 2011